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Schlange im Kofferraum

Oder Schlangen und Schildkröten in ehemaliger Schule

Oder Aus Liebe zum Tier

In Weißenfels in Sachsen-Anhalt gibt es eine der wenigen Reptilienauffangstationen deutschlandweit

Die einzige Reptilienauffangstation im weiteren Umkreis befindet sich in Weißenfels, einer 40.000 Einwohner Stadt in Sachsen-Anhalt. Ehrenamtlich betrieben von einem Tierschutzverein haben die Mitarbeiter zu kämpfen mit finanziellen Sorgen. Ostersonntag ist Tag der offenen Tür.

„Vor allem Schlangen werden zu uns gebracht, aber auch Schildkröten, Echsen und Vögel“, sagt Rolf Schumann. Er ist der zweite Vorsitzende des Vereins, etwa sechs bis sieben Vereinsmitglieder sind sehr aktiv. Sechzehn Mitglieder hat der Verein insgesamt. Rolf Schumann selbst arbeitet unter der Woche als Leiter einer Werkstatt für Maschinenbau, seine Frau Bärbel ist erste Vorsitzende des Vereins und arbeitet wochentags in der Pflege.

Die Reptilienauffangstation befindet sich seit vier Jahren in einer alten Schule in Weißenfels, die Stadt hat dem 2006 gegründeten Verein die Räumlichkeiten kostenfrei zur Verfügung gestellt. Ein städtisches Tierheim gibt es in Weißenfels nicht. In der Reptilienauffangstation nehmen sie Reptilien, Vögel, Fische und exotische Kleinsäuger auf, im Prinzip alle Tiere außer Hunde und Katzen. Es sind etwa 70 Tiere auf zwei Etagen, darunter auch Giftschlangen. Woher kommt die Spezialisierung? Rolf Schumann: „Aus persönlichem Interesse unserer Vereinsmitglieder, die meisten haben Reptilien zu Hause.“ Auch seine Frau und er haben Schildkröten und Schlangen und das seit 30 Jahren.

Nahezu täglich werden Tiere gebracht, manchmal in einem schlechten gesundheitlichen Zustand. Schlangen werden oft 20 oder 30 Jahre alt, überleben ihre Besitzer. Die Angehörigen rufen dann in der Auffangstation an, Schumann und seine Leute holen die Tiere ab. Denn wer kann und möchte schon eine Schlange im Kofferraum transportieren?

Oft gibt es auch Hinweise von Nachbarn über nicht artgerechte Haltung. Wasserschildkröten sind klein und niedlich in der Zoohandlung, wiegen ausgewachsen aber zwei Kilo und brauchen entsprechend Platz. Mitarbeiter des Veterinäramtes klingeln dann bei den Besitzern und holen die Tiere ab. Das geschieht in Leipzig genauso wie in Magdeburg und Erfurt. Die Auffangstation ist die einzige im größeren Umkreis. So kommen die Schildkröten und Schlangen in die Auffangstation nach Weißenfels. Dann wird eine Aufnahmegebühr fällig. Wie hoch diese ist, richtet sich nach der Tierart. Ab und zu nehmen sie sogar einen Kaiman auf.

Wer ein Tier mitnehmen will, muss wie in jedem Tierheim eine Schutzgebühr entrichten, die sich nach der Tierart und dem Aufwand richtet. Schwer vermittelbar ist zum Beispiel ein grüner Leguan, das Tier braucht viel Platz.

Rolf Schumann: „Was besonders beliebt ist, kann man nicht sagen. Jeder findet ein anderes Tier schön.“ Die Vereinsmitglieder prüfen, ob der neue Besitzer, die neue Besitzerin die Voraussetzungen zur Haltung eines Reptils erfüllt, soweit das möglich ist. Sie lassen sich Fotos vom Terrarium oder von der Voliere zeigen. Diese müssen groß genug sein. Beleuchtung, Luftfeuchtigkeit, Wärme – alles muss stimmen. Im Gespräch wird oft klar, ob der Interessent sich in der Materie auskennt. Aber auch Anfänger dürfen ein Tier mitnehmen, manche nehmen an Schulungen teil. Rolf Schumann: „Es gibt viele seriöse Halter.“ Die Station bietet auch Urlaubsbetreuung und Überwinterungsmöglichkeiten an. Schildkröten brauchen in der Winterruhe eine Temperatur zwischen vier und acht Grad, das können viele zu Hause nicht sicherstellen.

Reptilienauffangstationen gibt es in Deutschland nur wenige, in München, Hamburg, in Hessen und in Nordrhein-Westfalen zum Beispiel. Auch normale Tierheime haben manchmal einen Raum für Reptilien. Dabei ist der Bedarf für weitere spezialisierte Auffangstationen da. Der Verein in Weißenfels stößt an seine Kapazitätsgrenzen. Geld kommt rein durch die Gebühren. Futter stellt ein Großmarkt zur Verfügung. Obst und Gemüse, das nicht mehr verkauft wird, können die Vereinsmitglieder dort regelmäßig abholen. Lebendfutter wie Mäuse und Ratten züchten sie selbst. Doch die Reptilien sind manchmal krank, müssen geimpft und aufgepäppelt werden.

Täglich brauchen die Tiere Futter, auch am Wochenende, alles wird im Ehrenamt erledigt. Generell wünschen sich Schumann und seine Leute deshalb mehr finanzielle Unterstützung.

Heidrun Böger

Tierschutzerein Weißenfels und Umgebung 2006 e.V., Langendorfer Str.33, 06667 Weißenfels

Internet: www.reptilienauffangstation.net

Telefon: 0179/1076775

Tag der offenen Tür am Ostersonntag, 16. April 2017, von 10 bis 17 Uhr